Wenn man an eine Cabrio-Ikone denkt, kommen einem wahrscheinlich Namen wie Mustang, Miata oder 911 Cabriolet in den Sinn. Doch die Automobilgeschichte ist übersät mit Wunderwerken mit offenem Verdeck, die unsere Fantasie beflügelten, nur um dann zu verschwinden, bevor sie jemals zu wahren Stars wurden. Von eigens für den Karosseriebau gebauten Grand Tourer bis hin zu ausgefallenen Kei-Car-Roadstern – diese „vergessenen Cabrios“ erzählen Geschichten von gewagtem Design, gnadenlosen Unternehmensdramen und plötzlichem Verschwinden. Schnall dich an, während wir die Geschichten verlorener Cabrio-Träume ans Licht bringen und herausfinden, warum sie einen zweiten Blick wert sind.
Cadillac Allanté (1987–1993)
Der Allanté wurde als Cadillacs Antwort auf europäische Luxus-Roadster konzipiert und war ein logistisches Wunderwerk: Von Pininfarina gefertigte Karosserien wurden täglich mit speziellen „Air Caddy“-Jets von Italien nach Detroit geliefert. Unter der skulpturalen Motorhaube sorgte ein Twin-Turbo-V6 für sanfte Leistung, während ein ausgeklügeltes elektronisches Fahrwerk Komfort wie auf einer Boulevard-Fahrt versprach. Doch astronomische Produktionskosten und interne Machtkämpfe trieben den Listenpreis in unerschwingliche Höhen, und nur etwa 21.000 Exemplare rollten vom Band. Mit der Umstrukturierung von GM im Jahr 1993 wurden dem Allante die Flügel gestutzt, und er verbannte ihn in den Status eines Nischensammlers.
Chrysler PT Cruiser Cabrio (2005–2008)
Zu einer Zeit, als Retro-Styling en vogue war, erweiterte Chrysler seinen skurrilen PT Cruiser um eine Cabrio-Neuheit. Das elektrisch betätigte Stoffverdeck ließ sich elegant im Kofferraum verstauen und verwandelte die „Bubble-Box“-Karosserie in einen spaßigen Open-Air-Cruiser. Angetrieben von einem bescheidenen 2,4-Liter-Reihenvierzylinder, glänzte er auf der Rennstrecke zwar nicht, doch sein erschwinglicher Preis, Auftritte in der Popkultur und seine überraschende Nutzbarkeit im Laderaum verschafften ihm Kultstatus. Als sinkende Verkaufszahlen und die Konsolidierung der Plattformen einsetzten, stellte Chrysler die Cabrio-Variante still und leise ein, sodass Enthusiasten die wenigen Überlebenden in Ehren halten konnten.
Pontiac G6 Cabrio (2006–2010)
Pontiacs Abschied als Cabriohersteller kam mit dem G6. Mit der Wahl zwischen einem sparsamen Vierzylinder oder einem kräftigen V6 und einem Kofferraum, der mit manchen Limousinen mithalten konnte, sollte er Funktionalität mit sommerlichem Fahrspaß verbinden. Hinter den Kulissen zwangen knappere Budgets und die drohende Insolvenz von GM das Pontiac-Management, sich auf Kernmodelle zu konzentrieren – was letztendlich das Schicksal des G6 Cabrios neben seiner Muttermarke besiegelte.
Pontiac Sunfire Cabrio (1995–2000)
Pontiacs Sunfire Cabrio war Ende der 90er Jahre das preisgünstige Cabrio für preisbewusste Käufer. Unter dem schlichten Blech saß der gleiche OHC-Vierzylinder und optional der V6 wie im Coupé, gekoppelt mit einem manuellen oder Fünfgang-Automatikgetriebe. Der Verdeckmechanismus war einfach – eine manuelle Kurbel und Verriegelungen –, aber das Cabrio war leicht, berechenbar und für seine Klasse überraschend geräumig. Mit erschwinglicher Versicherung, niedrigen Wartungskosten und Pontiacs charakteristischer Doppelkanal-Nase fand das Sunfire Cabrio bei sommerlichen Autotreffen eine bescheidene Anhängerschaft. Als Pontiac Anfang der 2000er Jahre mit seinem Redesign die Modellreihe auslaufen ließ, verschwand der Sunfire still und leise und hinterließ eine Handvoll temperamentvoller Überlebender.
Suzuki X‑90 (1995–1997)
Der Suzuki X-90 war weder ein traditionelles Cabrio noch ein vollwertiger SUV. Mit seinem T-förmigen Dach und der Zweisitzanordnung verwischte er die Grenzen zwischen den Kategorien. Sein 1,6-Liter-Vierzylinder leistete 95 PS und übertrug das Drehmoment über ein Fünfgang-Schaltgetriebe oder eine optionale Viergang-Automatik auf die Vorderräder. Trotz seines sportlichen Handlings und der abnehmbaren Dachpaneele empfanden die Kunden sein beengtes Cockpit und sein ungewöhnliches Design als polarisierend. Die Händler konnten das Auto nicht schnell genug loswerden, und Suzuki zog nach nur zwei Modelljahren den Hersteller aus dem Verkehr. Heute hat der X-90 mit seiner eigenwilligen Silhouette und dem aufregenden Schiebedach Kultstatus unter Sammlern erlangt, die auf der Jagd nach einem der ungewöhnlichsten Cabrios aller Zeiten sind.
Mazda MX‑6 Cabrio-Prototyp (1991)
Bevor Mazda mit dem Miata den Leichtgewichtsspaß perfektionierte, spielten Ingenieure mit dem Gedanken, das MX-6 Coupé in einen Sporttourer mit Stoffverdeck umzuwandeln. Einige Prototypen wurden mit verstärkten Bodenplatten und faltbaren Stoffdächern gefertigt, die unter maßgeschneiderten Persenningen verstaut wurden. Testfahrer lobten die heckbetonte Fahrwerksabstimmung und den ausgefeilten Reihenvierzylinder, doch die hohen Kosten für die Umrüstung und die unsichere Marktnachfrage legten das Projekt auf Eis. Heute existiert der Prototyp des MX-6 Cabrios nur noch in Konzeptfahrzeugarchiven und in den Tagträumen von Enthusiasten – ein verlockendes „Was wäre wenn“ für Mazda-Fans.
Toyota Paseo Cabrio (1997-1999)
Toyotas kleines Paseo Coupé wurde in sehr begrenzter Stückzahl als Cabrio in ausgewählten Märkten angeboten und verfügte über ein manuelles Stoffverdeck und eine zweifarbige Stoffausstattung. Angetrieben von einem spritzigen 1,5-Liter-Vierzylinder und einer Leichtbauplattform bot es eine präzise Lenkung und einen soliden Kraftstoffverbrauch. Der geringe Kofferraum und der niedrige Preis hielten die Verkaufszahlen jedoch niedrig, sodass Toyota das Cabrio nach nur zwei Saisons stillschweigend einstellte. Diese seltenen Paseo-Cabrios ziehen heute bei Import-Tuner-Treffen die Aufmerksamkeit auf sich, wo sie mit ihrer Mischung aus Funktionalität und Open-Air-Spaß neben den Mainstream-Angeboten glänzen.
Suzuki Cappuccino (1991–1998)
Die japanischen Kei-Car-Regularien inspirierten Suzuki dazu, einen turbogeladenen 657-cm³-Dreizylinder in die Karosserie eines weniger als 2,4 Meter langen Roadsters zu packen – der Cappuccino war geboren. Sein cleveres, mehrteiliges Dachsystem ermöglicht den minutenschnellen Wechsel zwischen Hardtop, Targa- und Softtop. Mit nur 63 PS bestach der Cappuccino durch messerscharfes Handling und pures, ungefiltertes Fahrgefühl. Als die Steuererleichterungen für Kei-Cars geändert wurden und Suzuki sich auf Crossover konzentrierte, verschwand der Cappuccino aus den Verkaufsräumen. Heute schätzen Enthusiasten importierte Rechtslenker-Modelle wegen ihres leichten Charmes und der innovativen Verpackung.
Plymouth Prowler (1997–2002)
Chryslers retro-futuristischer Prowler sah aus wie ein zum Leben erwachter Hotrod-Fantasie: mit freiliegenden Vorderrädern, einer geschlitzten Motorhaube und einem schlanken Roadster-Profil. Hinter seinem gewagten Design verbargen sich ein SOHC 3,5-Liter-V6 und eine Viergang-Automatik – genug Power für Boulevard-Fahrten, aber kaum eine Rennstreckenwaffe. Sein elektrisch faltbares Stoffverdeck und das Aluminium-Chassis verliehen ihm einen modernen Touch, doch hohe Preise und gemischte Leistungsbewertungen dämpften die Nachfrage. Nach der Neuorganisation seiner Marken bei DaimlerChrysler ging die Produktion des Prowler zurück. Es wurden weniger als 12.000 Exemplare gebaut, was seinen Status als Sammlerstück festigte.
Diese neun Cabrios – vom Luxusauto europäischer Bauart bis hin zu ausgefallenen Kei-Car-Kleinwagen – erinnern uns daran, dass der Traum vom offenen Auto viele Gesichter hatte. Obwohl sie nie die Verkaufscharts anführten, machen ihr gewagtes Design und die Geschichten hinter ihrem Aufstieg und Fall sie zu wahren Legenden, die in Vergessenheit geraten sind.